Da ja im Forum bereits darüber spekuliert wurde, wohin ich für die nächsten 2 Monate gehe, gebe ich euch einen kleinen Einblick in die weite Welt Patagoniens, den ewigen kargen menschenleeren Weiten im Süden Argentiniens...
Zu eurer Orientierung Hier eine Landkarte Argentiniens
Mein Startpunkt war und ist jetzt wieder Buenos Aires, die Hauptstadt Argentiniens. Mit ca. 10 Millionen Einwohnern eine wahre Stadtwüste, zumeist im Schachbrettmuster sich über Dutzende Kilometer erstreckend. Von hier geht es per Anhalter Richtung Süden - für mehrere Tausend Kilometer, bis es nicht mehr weiter geht, weil man am unteren Ende des amerikanischen Kontinents angelangt ist.
Per Anhalter durch Patagonien - auf einem LKW-Auflieger...
Auf dem Weg in den Süden durchquert man wüste Einöden. Von Tankstelle zu Tankstelle sind es Hunderte Kilometer durch ein Nichts von Steppe. Höchstens ein paar Sträucher, keine Bäume. Es gibt nur die Strasse, nichts als die endlose geteerte Bahn auf dem Weg in den Süden.
Sonnenuntergang bei Rio Gallegos...
Eine Rucksackreise ans Ende der Welt, bis nach Feuerland. Das Land an der Südspitze Südamerikas, das Magellan auf diesen Namen taufte als er an den Ufern entlangsegelte und in der Nacht die Feuer der Ureinwohner von seinem Schiff aus beobachtete. Von hier aus sind es nur noch 1000 Kilometer bis zur Antarktis. Man spürt den eisigen Wind, der ungehindert und unaufhörlich übers Land fegt.
Feuerland - Das Ende der Welt...
Das Ende der Welt ist nicht unbesiedelt. Ushuaia wurde die südlichste Stadt der Welt getauft. Hier leben ca. 30.000 Einwohner, die dem rauhen und unwirtlichen Klima trotzen. Um sie dorthin zu locken, wurde die Provinz Feuerland mehr oder weniger komplett von Steuern befreit - ein halber Liter Moskowskaya für 2 Euro.
Bizarre Landschaften in 'Tierra del Fuego'
Von hier an geht es wieder Richtung Norden. Nach einigen hundert Kilometern biegen wir nach Westen ab, geradewegs in die Anden. Dort gibt es das vielleicht größte Naturwunder das ich in meinem bisherigen Leben zu Gesicht bekommen habe - den Gletscher Perito Moreno. Er liegt am Lago Argentino, auf ca. 1000 Meter Höhe. Zwei Kilometer breit und 15 Kilometer lang, bewegt er sich am Tag etwa 2 Meter auf eine Landzunge zu. Er gehört er noch zu den kleineren Gletschern dieser Gegend. Dutzende von Gletschern bedecken an dieser Stelle den Kamm der Anden, ein gigantisches Süsswasserreservoir, das schon fast zu einem Krieg zwischen Chile und Argentinien geführt hat. Von der Wasseroberfläche bis zur Oberkante Perito Morenos, der Abbruchkante, sind es ca. 50 Meter. Abbrechende Stücke mit ihren Hunderten Tonnen an Gewicht machen ein wildes Getöse beim Aufschlag auf das Wasser.
Der Gletscher Perito Moreno - inklusive Touri-Wurstnase...
Nachts wird es unheimlich. Man spürt die Macht und die brachiale Gewalt der Natur. Denn in seinem Inneren vernimmt man ein unaufhörliches Knacken, Bersten und Brechen. Die Geräusche flössen enorme Ehrfurcht ein, es ist ein Donnern und Grollen, das einem das Gefühl verleiht, zornige Götter seien am Werk.
Das sind nur einige Eindrücke, die ich das letzte mal mitgenommen habe. Aber der größte Reiz ist die Einsamkeit. Man wird in gewisser Weise auf den Teppich geholt, versteht sich selber zum ersten mal im Leben als kleines hilfloses Tierchen, das sich sehr glücklich schätzen kann, auf diesem Planeten weilen zu dürfen. Steigt man auf einen Kamm eines beliebigen Hügels in Patagonien, und sieht über dutzende Kilometer nichts als unbesiedelte Weiten und das Meer, bekommt man ein Gefühl für die Größe des Planeten und seine Schönheit. Ein Ort, der so einsam ist, dass man dieser Sache, 'Peace of mind' genannt, ganz schön nahe kommt...
Mehr Stoff in einigen Wochen ;-)